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Welche Lebensversicherer den Nullzins überleben können

Die Geldpolitik der EZB hat den Zins für sichere Anlagen praktisch abgeschafft. Das bedroht viele deutsche Versicherer mit ihren hohen Zinsversprechen – manche von ihnen auch existenziell.

Die unendliche Geschichte der Euro-Rettung schlägt ein neues Kapitel auf. Erst mussten die Staaten der Euro-Zone ihre Banken retten, dann die die Staaten, und jetzt muss Deutschland seine Lebensversicherer vor den Folgen der EZB-Rettungspolitik retten. Und dafür soll nicht weniger als eine Grundgesetzänderung her. So will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und Fernstraßen aufbauen, um für die Branche eine attraktive Anlagemöglichkeit zu schaffen. Für viele Anbieter tickt allerdings bereits die Uhr, und die Rettung könnte zu spät kommen.

Die EZB hat mit ihrer Zinspolitik die Branche in eine Existenzkrise gestürzt. Spätestens seit die Notenbank in großem Stil Anleihen aufkauft, sind die Währungshüter eine konkrete Bedrohung für die deutschen Lebensversicherer. Sie haben mit ihrer neuen Stufe der Rettungspolitik die Zinswelt auf den Kopf gestellt. Die Situation ist so absurd, dass ein Großteil der Anleihen negativ verzinst wird.

Das ist bei drei Viertel der deutschen Staatsanleihen, aber auch bei einem großen Teil der Pfandbriefe der Fall. Die Lebensversicherer stehen damit vor einem nahezu unlösbaren Dilemma: Sie haben bisher 90 Prozent der Kundengelder in diese Papiere gesteckt. Bei Minuszinsen ist das nur noch begrenzt möglich. Die Lebensversicherer müssen Geld für ihre Kunden erwirtschaften, um ihre Versprechen zu erfüllen, und können es sich nicht leisten, noch Geld für Anleihen zu bezahlen. Nichts anderes bedeuten aber Minuszinsen.

Welche Versicherungen überleben die nächsten 20 Jahre?

Damit gerät das Geschäftsmodell der Assekuranz ins Wanken. Für die Versicherten wird es immer wichtiger, einen finanzstarken Anbieter zu haben, der auch in zehn oder 20 Jahren noch seine Versprechen einhalten kann.


Noch vor wenigen Jahren galt es als selbstverständlich, dass die Anbieter noch in 50 Jahren existieren


"Noch vor wenigen Jahren galt es als selbstverständlich, dass die Anbieter noch in 50 Jahren existieren. 

Dieses Selbstverständnis hat sich grundlegend geändert", sagt Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata.

Er begrüßt zwar den Vorstoß der Politik, mit Infrastruktur-Investments der Branche neue Optionen zu bieten. Langfristig wird das seiner Meinung nach auch helfen, die Erträge wieder nach oben zu bekommen. Allerdings sei ein solcher Prozess äußerst träge. "In den kommenden Jahren dürfte die Situation herausfordernd bleiben. Für die Kunden sollte die Anbieterstabilität im Vordergrund stehen", sagt Analyst Heermann.


Deutschlands Lebensversicherungen schlechter als gedacht

Nahezu alle Ratingagenturen schlagen Alarm. Moody's hat Deutschlands Lebensversicherungsbranche als die riskanteste der Welt eingestuft. In kaum einem anderen Land würden die Kundenzusagen so hoch und der Anlagemix so ungünstig sein. Die niedrigen Zinsen und schärferen Regeln der Regulierer würden vor allem kleinere Lebensversicherer bedrohen.

Sie hätten ein zu dünnes Kapitalpolster. Die Bonitätswächter forderten die Aufseher auf, hier gegenzusteuern. Der mögliche Zusammenbruch eines oder mehrerer Lebensversicherer könnte die Reputation der gesamten Branche verletzen. Auch S&P wies darauf hin, dass die Profitabilität der Lebensversicherer stärker und nachhaltiger leide, als bisher in den Jahresabschlüssen erkennbar sei.

Eine große Gefahr geht von Anbietern aus, die viele Altverträge in ihren Beständen haben. Als die Zinswelt noch in Ordnung war, haben sie ihren Kunden Renditen von vier Prozent versprochen. Um diese Zusagen einzuhalten, müssen sie sich von den wenigen hochverzinslichen Papieren, die sie noch in den Büchern haben, trennen. Das geht an die Substanz.

Besonders betroffen sind Hannoversche Leben, Swiss Life, HDI, Credit Life, Axa, HUK Coburg, Inter und die Familienfürsorge. Sie alle haben ein Drittel oder mehr Policen mit einem Zinsversprechen von vier Prozent in ihrem Bestand. Zählt man noch die Policen mit 3,5 Prozent dazu, ist der Anteil sogar 50 Prozent oder mehr. Insgesamt haben 35 Anbieter zu mehr als der Hälfte Verträge im Bestand, die mit 3,25 Prozent oder höher verzinst werden. Bei der Stuttgarter, Barmenia oder Basler sind es sogar mehr als 70 Prozent.

Finanzaufsicht zwingt Versicherer zu zusätzlichen Polstern

Ein hoher Anteil an Altverträgen muss nicht unbedingt das Todesurteil sein, allerdings verschärft die Finanzaufsicht zusätzlich die Situation, indem sie die Versicherer seit 2011 zwingt, für hochverzinsliche Verträge zusätzliche Polster zu bilden, um auch zukünftig alle Garantieversprechen erfüllen zu können. Schon jetzt bunkern die Unternehmen mehr als 20 Milliarden Euro, um die weitere Zinsdurststrecke durchzustehen. Dieses Jahr könnten weitere zehn Milliarden Euro hinzukommen.

Viele Anbieter mussten sich in den vergangenen Jahren von ihrem Tafelsilber trennen, um die Zinszusatzreserve zu bedienen. Doch ewig wird das nicht mehr funktionieren. Schon bald könnten erste Anbieter Probleme bekommen, die Puffer zu bilden. Für Kunden sollte dies ein Alarmzeichen sein, weil das darauf hindeutet, dass die langfristige Stabilität in Gefahr ist.

Wichtige Kennzahlen in der Bilanz geben Aufschluss

Auch ein Blick in die Bilanz kann für Versicherungskunden aufschlussreich sein. Auf zwei Größen kommt es hier besonders an. Die eine, die Solvabilität, ist so etwas wie die Wetterfestigkeit eines Lebensversicherers. Sie sagt aus, wie hoch der Anteil an möglichen Verlusten ist, der mit Eigenmitteln unterlegt ist. Droht dieser Wert unter 100 Prozent zu fallen, schlägt die Finanzaufsicht BaFin Alarm. Branchenweit liegt die Solvabilitätsquote durchschnittlich bei knapp 165 Prozent. Zu den Anbietern mit unterdurchschnittlicher und auch noch stark rückläufiger Quote gehören die Cosmos, die Generali und Barmenia.

Allerdings stammen die Zahlen noch aus dem Jahr 2013, aktuelle Daten existieren noch nicht, da die Branche erst in diesen Tagen ihre Geschäftsberichte für 2014 vorlegt. Jedoch könnten sich wegen des rapiden Zinsrutsches böse Überraschungen bei dem einen oder anderen Anbieter verstecken.

Die andere Größe ist die sogenannte freie RfB-Quote. Das sind Rückstellungen, die zunächst nicht für Beitragsrückerstattungen benötigt werden und dadurch Teil der Eigenmittelausstattung des

Anbieters, also der Finanzstabilität, sind. In den vergangenen Jahren wurden diese Reserven bei der Neuen Bayerischen Beamten und LVM immer stärker aufgezehrt. Auch bei der HanseMerkur, Generali, Ergo und Zürich sind diese gering.


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Einen noch besseren Überblick als einzelne Bilanzkennziffern bieten Ratings, die noch weitere Einflussgrößen auf das Unternehmen berücksichtigen und damit dessen Gesamtsituation noch umfassender abbilden. Die besten Noten vergibt die Ratingagentur Fitch an die Allianz und R+V. Schon eine Kategorie tiefer sind Ergo, Axa, Provinzial Nordwest und Westfälische Provinzial. Dahinter kommen LV 1871, Stuttgarter, Nürnberger und Volkswohl Bund. Zu den Schlusslichtern zählt Generali mit ihren Töchtern Cosmos und Aachen Münchener. Sie werden auch von der Ratingagentur Morgen & Morgen unterdurchschnittlich bewertet. Es dürfte allerdings noch schlechtere geben. Viele kleinere Anbieter lassen sich gar nicht erst durch eine Ratingagentur bewerten.


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